Marathonwoche für Wieslocher Feuerwehr

Auf eine harte Bewährungsprobe wurde die Leistungsfähigkeit der Freiwilligen Feuerwehr Wiesloch in der vergangenen Woche gestellt. Acht Einsätze in sechs Tagen, darunter vier Großbrände und zwei schwere Verkehrsunfälle, mussten die ehrenamtlichen Kräfte in ihrer Freizeit bewältigen. Den Auftakt bildete eine Überlandhilfe ins 25 Kilometer entfernte Neckarbischofsheim. Die Hilfe aus Wiesloch wurde dort bei der Bekämpfung eines Großfeuers in einem Sägewerk benötigt (siehe Bericht in der letzten Woche). Zum nächsten Großband, diesmal innerhalb der eigenen Stadtgrenzen, kam es nur zwei Tage später in der Nacht von Montag auf Dienstag. Auf dem Gelände der Müllumladestation gerieten gegen 2 Uhr nachts circa 400 Kubikmeter Abfall durch Selbstentzündung in Brand. Alle Abteilungen waren zur Unterstützung notwendig, um den Abfallberg auseinander zu ziehen und in langwieriger Arbeit abzulöschen. Diese Arbeiten zogen sich bis in die frühen Morgenstunden hin, so dass den meisten ehrenamtlichen Helfern nichts anderes übrig blieb, als nach einer kurzen Dusche direkt zur Arbeit zu gehen. Der Plan einiger Helfer, in Abstimmung mit dem jeweiligen Arbeitgeber, früher Feierabend zu machen, um wenigstens einige der nachts verlorenen Stunden aufzuholen, wurde durch einen brennenden PKW jäh durchkreuzt. Ein Fahrzeughalter hatte in seinem Citroen eine Rauchentwicklung aus dem Armaturenbrett bemerkt, einen Parkplatz in der Tuchbleiche angesteuert und die Feuerwehr alarmiert. Schon auf dem Weg zum Feuerwehrhaus erkannten die Feuerwehrkräfte die Sachlage anhand der Rauchsäule, denn das Feuer hatte sich schnell ausgeweitet und den Wagen in Vollbrand gesteckt. Trotz raschem Löscherfolgs war nichts mehr zu retten. Es entstand Totalschaden. Am selben Tag, kurz vor 22 Uhr wurde die Hilfe der Floriansjünger dann schon wieder benötigt. Auf einem Aussiedlerhof zwischen Mühlhausen und Dielheim war aufgrund eines technischen Defekts bei einem der Traktoren eine Scheune und Lagerhalle in Vollbrand geraten. Die schwierige Löschwasserversorgung – unter anderem musste auch ein circa 4 Kilometer lange Förderleitung aus Rauenberg verlegt werden – und die akute Ausbreitungsgefahr machten ein Großaufgebot der Feuerwehren notwendig. Der Einsatz dauerte für die Wieslocher Feuerwehr über 8 Stunden und so endete die zweite Nacht für viele mit kaum oder gar keinem Schlaf. Doch Zeit zum Erholen blieb keine, denn am Mittwoch nachmittag, genau in der Mittagshitze meldeten die Funkmeldeempfänger einen Verkehrsunfall mit eingeklemmter Person auf der Autobahn 6 in Fahrtrichtung Sinsheim. Dort war ein Sattelschlepper nahezu ungebremst auf einen im Stauende haltenden LKW aufgefahren und hatte diesen 20 Meter weiter auf einen Autotransporter aufgeschoben. Der schwerverletzte Fahrer des Sattelschleppers musste gemeinsam mit der parallel alarmierten Feuerwehr Sinsheim in mühevoller und schweißtreibender Millimeterarbeit aus seinem durch den Aufprall und losgerissener Ladung total deformierten Führerhaus befreit werden, bevor er per Hubschrauber in ein Krankenhaus transportiert werden konnte. Der nächste Großalarm für Wiesloch wurde dann am Donnerstag morgen durch die Leitstelle Rhein-Neckar gegeben. Von der Wilhelmshöhe zogen dichte Rauchschwaden hinauf. Ein Waldbrand, ausgelöst durch die enorme Trockenheit stand zu befürchten. Nähere Erkundungen ergaben, dass ein etwa 100 Quadratmeter großer Haufen mit Grünschnitt auf dem Gelände des Psychiatrisches Zentrum Nordbaden brannte. Ein Übergreifen auf den direkt angrenzenden Wald musste verhindert werden, bevor das Brandgut mittels zweier Traktoren auseinander gezogen und gelöscht werden konnte. Keine sechs Stunden später hieß es erneut Einsatzort Autobahn 6 in Fahrtrichtung Sinsheim. Dort hatte sich ein weiterer schwerer Verkehrsunfall ereignet. Ein Lastkraftwagen war beim Überholvorgang mit blockierten Bremsen auf der Mittelspur liegen geblieben. Ein nachkommender PKW erkannte die Gefahr zu spät und prallte auf das Hindernis. Der Fahrer wurde schwer verletzt und musste mit hydraulischem Rettungsgerät befreit werden. Zunächst mussten die Wracks jedoch mit der Seilwinde des Rüstwagens auseinander gezogen werden, um überhaupt an den Verletzten zu gelangen. Während die meisten Kräfte der Wieslocher Wehr noch auf der Autobahn beschäftigt waren, ging von der Leitstelle ein weiteres Hilfegesuch ein. Im Stadtgebiet hatte sich ein häuslicher Notfall ereignet und es galt, dort bis zum Eintreffen des Rettungshubschraubers und des Rettungswagens Erste Hilfe zu leisten. Rückblickend muss man diese Woche als äußerst grenzwertig für Mensch und Material ansehen, ließ es die hohe Einsatzfrequenz und Intensität doch kaum zu, das verbrauchte Material und eigene Schutzausrüstung wieder herzurichten und einsatzbereit zu machen. Auch beruflich und privat blieb bei den Feuerwehrleuten einiges liegen. Immerhin besteht die Einsatzmannschaft nur aus freiwilligen Kräften, die diesem Hobby neben Beruf und Familie nachkommen. Überhaupt kein Verständnis für die Aktivitäten der Feuerwehr zeigte bedauerlicherweise ein Anwohner der näheren Umgebung des Feuerwehrhauses. Das zweite Mal in Folge nachts geweckt, begab er sich zum Feuerwehrhaus um die dort mit Aufräumarbeiten beschäftigten Feuerwehrleute aufzufordern, ihre Aktivitäten sofort einzustellen und in Zukunft tagsüber zu tätigen. Diesem Mitbürger sei versichert, dass dies ganz im Sinne der Hilfskräfte wäre, die am nächsten Morgen genauso aufstehen müssen. Allerdings müssen die Fahrzeuge und Geräte sofort wieder einsatzbereits gemacht werden, denn der nächste Einsatz kommt bestimmt. Und wer hätte dann Verständnis dafür, dass eine schnelle Hilfe nicht möglich wäre, weil der Wassertank der Löschfahrzeuge oder die Atemluftflaschen leer wären? Selbstverständlich sind die Feuerwehrleute bemüht, dass die Geräuschemissionen so gering als irgend möglich gehalten werden, aber sind Sondersignal und Arbeitsgeräusche der Hilfsorganisationen nicht auch Zeichen dafür, dass die Bewohner Wieslochs noch ruhig schlafen können, weil andere Mitbürger im Ernstfall aufstehen, um ihnen zu helfen?