Mit dem Oldtimer in die österreichischen Alpen

Zu einem außergewöhnlichen Ereignis haben sich Mitte Juni sieben Mitglieder der Wieslocher Feuerwehr mit dem 1964 angeschafften ehemaligen Löschfahrzeug LF 16, das jetzt als Oldtimer der Wieslocher Feuerwehr unterwegs ist! Die Fahrt ging zur Feuerwehroldtimer-Weltmeisterschaft in Verbindung mit einem Weltrekordversuch in der Höhenförderung von Wasser zum Großglockner vom 17.-19. Juni 2022 in Bruck an der Glocknerstraße/Österreich. Die Fahrt wurde organisiert von Gerolf Sauer mit takräftiger Unterstützung von Karlheinz Schweinfurth, Thomas und Jens Hörner sowie Peter Zink. Mit von der Partie war auch der Wieslocher Bürgermeister Ludwig Sauer, der schon über 50 Jahre Mitglied der Wieslocher Feuerwehr ist. Sie erhielten Unterstützung von dem Ehrenmitglied der Wieslocher Feuerwehr, dem Leitenden Branddirektor i.R. Frieder Kircher, der nach 37 Jahren im Dienst der Berliner Feuerwehr nun im Unruhestand seinem Hobby Feuerwehr auf andere Art nachgeht.

Nach zweimaliger Verschiebung aus Coronagründen herrschte höchste Nervosität, ob es 2022 klappen würde, aber, es klappte und ab Freitag rollten Feuerwehrfahrzeuge mit einem Alter bis zu nahe 80 Jahren auf den Großglockner zu um an dieser besonderen Veranstaltung teilzunehmen. Die Wieslocher waren bereits am Mittwoch in aller Frühe aufgebrochen und machten Zwischenstation in Grasbrunn nahe München, wo sie Frieder Kircher aus Berlin trafen, der am Donnerstag in aller Frühe mit dem ICE in der Hauptstadt gestartet war. Eine besondere Überraschung war es, als bei der Abholung von Frieder Kircher von der S-Bahn ebenfalls ein altbekanntes Mitglied der Wieslocher Feuerwehr auftauchte: Armin Goldschmidt, der zusammen mit Ludwig Sauer in die Jugendfeuerwehr eingetreten war und bei der Bundeswehrfeuerwehr in der Nähe von München arbeitet, wollte die Gruppe überraschen, nachdem er per Zufall mitbekommen hatte, dass seine alten Kameraden in der Nähe von München waren. Ein Wiedersehen, das bei der Rückfahrt, als wieder in Grasbrunn Zwischenstation gemacht wurde, zünftig bayrisch gefeiert wurde! Von dort ging es weiter bis nach Bruck an der Glocknerstraße, wo die Wieslocher an der Oldtimer-Weltmeisterschaft teilnahmen. Auf dem Programm standen nicht nur Ausfahrten der gesamten Kolonne von fast 100 Oldtimern in der Umgebung, sondern auch am 18. Juni eine Auffahrt zur 2369m hoch gelegenen „Fuschers Törl“ am Großglockner, bei dem die Teilnehmer der Oldtimer-WM auch eine glänzende Kulisse für einen Kuppelwettbewerb von Saugschläuchen der österreichischen Feuerwehren und den sensationellen Weltrekordversuch in der Höhenförderung von Löschwasser bis zur 2504m hoch gelegenen Edelweiß-Spitze am Großglockner abgaben.

Allen Fans von Oldtimer-Feuerwehrfahrzeugen wurden Feuerwehrfahrzeuge von deutschen und österreichischen Herstellern geboten. Spitzenreiter im Alter war ein altes Mercedes-Löschfahrzeug aus dem Jahr 1942, es gab aber auch viele Löschfahrzeuge der Hersteller Bachert, Ziegler, Magirus, Metz, Robur, Hanomag, Borgward, Opel und VW zu sehen, aber auch die österreichischen Marken Rosenbauer und Steyr Puch waren stark vertreten. Besonders herausfordernd waren natürlich die Bergstrecken mit bis zu über 1600m Höhenunterschied, die den gut gepflegten Maschinen einiges abforderte. Aber es gab nur einen Ausfall und das war ein eher junges Fahrzeug, was die gute Pflege, aber auch die solide Bauart der Hersteller unterstrich! Im Rahmen von kleinen Wettbewerben wurden natürlich Sieger ermittelt, aber viel wichtiger war für alle die Teilnahme an diesem außergewöhnlichen Event, was bei glänzendem Wetter fantastische Bilder der altehrwürdigen Veteranen zuließ. Der Kuppelcup auf der 2504 m hoch gelegenen Edelweißspitze dürfte wahrscheinlich der höchstgelegene Feuerwehrwettkampf im Kuppeln einer Saugleitung gewesen sein und wurde im KO-Verfahren bis zur Endrunde ausgetragen. Das absolute Spitzenevent war aber der Weltrekordversuch, bei dem das Löschwasser von der Mautstelle Ferleiten bis zur Edelweißspitze eine Höhendifferenz von 1435m überwinden musste. Dazu wurde die Förderleitung aus B-Schläuchen teilweise entlang der Großglockner-Hochalpenstraße, aber auch über steiles Gelände geführt und 40 Feuerlöschkreiselpumpen sorgten für den notwendigen Druck. Feuerwehren aus ganz Österreich waren zu diesem Weltrekordversuch angereist und in vielen Fällen wurde das Wasser mit Tragkraftspritzen, die im Gelände abgestellt wurden von der Wasserentnahmestelle Fuscher Ache zum höchstgelegenen Punkt der Edelweisspitze transportiert, wo die Mitglieder der Jugendfeuerwehren die Ehre hatten, mit mehreren Rohren das Wasser in den Himmel zu spritzen. Der Weltrekordversuch war am 18. Juni um 12:15 offiziell als neuer Weltrekord anerkannt und der Jubel auf der Edelweisspitze war riesengroß und wurde mit Sirenengeheul und Böllerschüssen gefeiert. Natürlich wurde in einem Festzelt der Erfolg nach einer würdigen Verleihungsveranstaltung gefeiert und alle Gäste waren begeistert von dieser hervorragend ausgeführten Mammutveranstaltung, die viele Erinnerungen wachrief und neue Highlights bei den Teilnehmern schuf. Auch die Wieslocher Gruppe, die, neben dem fast 60-jährigen Feuerwehrfahrzeug insgesamt weit über 300 Mitgliedsjahre in der Wieslocher Feuerwehr aufbieten konnte, war begeistert von der österreichischen Gastfreundschaft und den vielen Kontakten unter Gleichgesinnten. Die hervorragende Zuverlässigkeit des alten Wieslocher Feuerwehrfahrzeuges war natürlich nur möglich, weil die Oldtimerfreunde der Wieslocher Feuerwehr das Fahrzeug so vorbildlich pflegen und das ist auch die Voraussetzung, in zwei Jahren wieder bei diesem Treffen europäischer Feuerwehrleute dabei zu sein!

Autor: friki – Frieder Kircher