Alternative Antriebe – Brandgefahr?


Alternative Fahrzeugantriebe setzen sich zunehmend durch und verdrängen bei den Neuzulassungen Fahrzeuge mit konventionellem Verbrennungsantrieb. Im Jahr 2020 werden nach vorläufigen Zahlen nahezu ein Drittel aller neuzugelassenen Personenkraftwagen über einen batterie-elektrischen oder Plug-In-Hybrid Antrieb verfügen1. Auf eine Gesamtanzahl von ca. 48 Millionen PKW2 kamen im Jahr 2020 rund 560.000 Elektro-PKW3.

Fazit: Der derzeitige Anteil von Elektro-PKW an der Gesamtzahl aller PKW liegt mit etwas mehr als einem Prozent noch in einem geringen Umfang. Die steigenden Zulassungszahlen werden dieses Verhältnis in den nächsten Jahren jedoch zunehmend ändern.

Speziell zu Fahrzeugen mit reinem Elektroantrieb oder sogenannten Plug-In-Hybrid Fahrzeugen kursieren einige Mythen: Man liest beispielsweise davon, dass die Brandgefahr, die von Elektrofahrzeugen ausgeht, höher sein soll, Feuerwehren solche Brände nahezu nicht gelöscht bekommen oder große Gefahren für die Insassen bestehen. Mit diesem Artikel wollen wir den Mythen begegnen und Quellen nennen, die sich mit dem Fahrzeugbränden bei E-Fahrzeugen beschäftigt haben.

Studienlage

Die Studienlage zur Brandgefahr von E-Fahrzeugen ist aktuell noch überschaubar. Dennoch zeigen die Ergebnisse von Studien aus den USA (NHTSA-Studie) und eine schwedisch-chinesische Studie, dass bezogen auf die Brandgefährlichkeit von Lithium-Ionen-Akkus keine signifikante Abweichung zu herkömmlichen Verbrenner-Fahrzeugen besteht. So wird festgestellt, dass die Neigung und Schwere eines Brandes vergleichbar oder geringer mit der von Fahrzeugen mit Verbrennungsmotor ist. Auch wird festgestellt, dass die Hitze eines Brandes zwischen diesen Antriebssystemen vergleichbar ist, bei E-Fahrzeugen durch brennende Akkus jedoch zusätzlich, hoch toxische Susbtanzen freigesetzt werden. Im Allgemeinen wird festgestellt, dass es in den meisten Fällen zu Bränden an Elektrofahrzeugen durch Unfall, Überladen, Hitze oder Kälte kommt.

Fazit: Studien zufolge besteht für E-Fahrzeuge keine höhere Brandgefahr als für Fahrzeuge mit Verbrennungsmotor. Jedoch ist die Daten- bzw. Studienlage noch sehr dünn.

Welche Auswirkungen ergeben sich für die Feuerwehr?

  • Neue Fahrzeugechnik erfordert schon immer Schulung und teilweise Anpassung der Feuerwehr-Maßnahmen
  • Grundsätzlich genügen zum Löschen eines „herkömmlichen“ Fahrzeugbrands rund 1000 Liter Löschwasser und oder Schaum, Elektrofahrzeuge können je Art (Brand des Akkus vs. Brand der sonstigen Bestandteile) ein vielfaches an Löschmitteln zum Löschen und Kühlen erfordern
  • Hochvoltsysteme kapseln sich bei Unfällen ab
  • Löschen mit Wasser und/oder Schaummittel sollte auch hier unter dem Einsatz von umluftunabhängigen Pressluftatmer durchgeführt werden
  • Abstand zu spannungsführenden Fahrzeugteilen unterscheidet sich nicht zu anderen elektrischen Anlagen, ist jedoch abhängig von Zustand der Batterie und der spannungsführenden Bestandteile
  • Die Langzeitkühlung, sofern erforderlich, kann durch Baden des Fahrzeugs erfolgen. Hierzu können spezielle Abrollbehälter genutzt werden. Allheilmittel? Nein, da Folgen beachtet werden müssen zum Beispiel kontaminiertes Löschmittel. Jedoch Option, bei begründeten Fällen, sogenanntem „Thermal Runaway“ Personal zu schonen, welches sonst stundenlanges Kühlen durchführen müsste

Fazit: Aus Sicht der Feuerwehr ist Panik um E-Fahrzeuge unbegründet: Schulung und aufmerksames Handeln sind gefragt. Des Weiteren fordern die Feuerwehren Informationsbereitstellung durch sämtliche Hersteller.

Die Situation ist vergleichbar mit der medialen Aufbereitung um Photovoltaik-Anlagen. Weit kritischer steht es um allerlei Akkus, die teilweise ohne entsprechende Prüfsiegel im Umlauf sind. Hoverboards, E-Scooter, E-Bikes, die häufig in Innenräumen geladen werden, stellen ein weit höheres und verbreitetes Gefahrenpotenzial für die Bevölkerung dar.

Weitere Informationen

Bildquelle: H&B Pressebild Helmut & Jan A. Pfeifer

1 EnBW

2 Bundesamt für Verkehr und digitale Infrastruktur

3 Verband der Automobilindustrie