Die Feuerwehren plagt keine Zukunftsangst

Gerade Wieslochs Wehr verbindet mustergültig Tradition und Moderne, das wurde beim Festakt zu ihrem 150. Geburtstag deutlich

„Wiesloch ist eine ganz besondere Feuerwehr“, sagte Landesbranddirektor Herrmann Schröder beim Festakt „150 Jahre Freiwillige Feuerwehr Wiesloch“ im Palatin.
Sie leiste nicht nur gute Arbeit vor Ort, aus ihr gingen auch immer wieder Menschen hervor, die innerhalb und außerhalb der Feuerwehr Karriere machten. Einer davon leite heute ein Drittel der Berliner Feuerwehr, ein anderer sei Migrationsbeauftragter des Deutschen Feuerwehrverbandes und ein Dritter trete am ersten November das Amt des Bürgermeisters in der Stadt Wiesloch an. Schröder zeichnete zudem den Ehren-kommandanten der Wieslocher Wehr, Rainer Kircher, mit der „Ehrenmedaille des Landesfeuerwehrverbandes in Gold“ aus. Eine besondere Ehrung erfuhr auch Bürgermeisterin Ursula Hänsch, die Ende des Monats aus dem Amt scheidet, und im Rathaus für das Feuerwehrwesen verantwortlich war. Sie erhielt nicht nur die Ehrenmedaille des Kreisfeuerwehrverbandes, sondern wurde auch zum Ehrenmitglied der Wieslocher Wehr ernannt. In diesem Zusammenhang wurde ihr versprochen, dass sie sich selbst einmal an das Steuer eines Feuerwehrautos setzen dürfe. In der Ansprache von Kommandant Jürgen Bodri kam die Wertschätzung zum Ausdruck, die Ursula Hänsch bei der Wieslocher Wehr genießt. Für ihre „letzte Amtshandlung“ hatte ihr OB Franz Schaidhammer das „Grußwort der Stadt“ zum Jubiläum überlassen. Dabei erinnerte Frau Hänsch daran, dass mit der Gründung der Wehr vor 150 Jahren die Aufgabe, bei Bränden zu löschen, von allen Bürgern auf die ersten Freiwilligen übergegangen sei. Diesen habe man ein besonders uneigennütziges Engagement für die Mitbürger abverlangt. In der damaligen Zeit, ohne Kommunikationsmittel und ohne motorisierte Fahrzeuge, sei es sehr schwierig gewesen, die Mitglieder der Feuerwehr zu benachrichtigen und möglichst schnell an den Brandort zu bringen. Das Aufgabenfeld sei heute zwar weit umfangreicher, die Problemlösung mit den heutigen Mitteln aber einfacher geworden. Gleich geblieben sei allerdings die ungeheure Verantwortung, immer bereit zu sein, um sich für die Mitbürger einzusetzen. Dies schränke die Freizeit und die Freiheit jedes einzelnen Feuerwehrmitglieds ein und verlange auch den Partnern und Kindern einiges ab.

Große Wertschätzung für Wieslochs Wehr kam auch durch die Gegenwart des baden-württembergischen Innenministers Reinhold Gall und des Präsidenten des Deutschen Feuerwehrverbandes, Hans-Peter Kröger, zum Ausdruck. Gall, in seiner Heimat selbst „Feuerwehrler durch und durch“, betonte die hohe Sicherheitslage in Baden-Württemberg, dies betreffe die Kriminalität genauso wie das Rettungswesen und die Ausrüstung und Einsatzbereitschaft der Feuerwehr. Es gebe zwar zurzeit einen Antragsstau, weil viele Kommunen bei guter Finanzlage kräftig investierten, man habe aber in diesem Jahr für die Feuerwehr mit 50 Millionen Euro mehr ausgegeben als je zuvor, nicht gerechnet jene 40 Millionen, die man in den Ausbau der Feuerwehrschule in Bruchsal stecke. Er sehe auch durchaus die hohe Belastung der Wieslocher Wehr durch die Einsätze auf einem der unfallträchtigsten Autobahnabschnitte überhaupt. Deshalb würden die dort erforderlichen Fahrzeuge besonders finanziell gefördert. Kröger, Präsident von 32 000 Feuerwehren mit 1,3 Millionen Mitgliedern, zeigte sich optimistisch, was die Zukunft angeht. Trotz zurückgehender Bevölkerung werde man auch noch in zehn Jahren genügend Freiwillige für den Dienst an der Bevölkerung finden. Allerdings müsse man, wie es in Wiesloch bereits geschehe, bei Frauen, Migranten und Jugendlichen aktiv dafür werben. Es sei für ihn besonders erfreulich, dass sich der Frauenanteil in den letzten zehn Jahren auf 85 000 verdoppelt habe. Migranten müsse man oft über die hiesige Struktur der Wehren aufklären, da es in vielen ihrer Herkunftsländer keine Freiwilligen Feuerwehren gebe und diese oft der Polizei oder dem Militär angegliedert seien. Er wies auch auf das Programm des Feuerwehrverbandes Baden-Württemberg „65 plus“ hin, das in vorbildlicher Weise neue Aufgaben für Mitglieder festlege, die mit 65 Jahren aus dem aktiven Dienst ausscheiden müssten. Zu einer Feuerwehr, die seit 150 Jahren Brände löscht, Hochwasser- und Umweltschäden bekämpft, Menschen in Not hilft, Leben rettet und sich bei Veranstaltungen der Stadt und der Vereine in vielerlei Hinsicht einbringt, wurde am Abend viel gesagt. So wies Klaus-Michael Schindlmeier, Geschäftsführer des Palatins, im Namen der zahlreichen Spender und Sponsoren darauf hin, dass weder dieser Abend, noch die anderen erfolgreichen Jubiläums-veranstaltungen das Jahr über ohne die vielen Freiwilligen zu realisieren gewesen wären. Um das über fünfstündige Programm abwechslungsreich zu gestalten, hatte man sich einiges einfallen lassen. So wurden allgemeine Aufgaben, besondere Einsätze in der Vergangenheit und aktuelle und zukünftige Probleme in einer Talkrunde diskutiert, an der Reinhold Gall, Hans-Peter Kröger, Franz Schaidhammer, Peter Michels (Kreisbrandmeister), und Christian Böttiger (Leiter Facility Management Heidelberger Druckmaschinen) teilnahmen. Die Fragen stellte Sascha Spataru vom Rhein-Neckar-Fernsehen.

Reinhold Hirth moderierte das Programm, Patrick Bader zeigte in seiner Filmpräsentation eine Abfolge beeindruckender Bilder über die vielfältige Arbeit der Wieslocher Wehr. Die Stadtkapelle unter Dirigent Harald Weber umrahmte die einzelnen Programmpunkte mit der passenden Musik. Am Ende wurden die Gäste zu vorgerückter Stunde mit einem bunten Showprogramm belohnt, gestaltet vom MSC Schatthausen mit einer Trialvorführung, einem Showtanz der Großen Garde der KG Blau-Weiß Wiesloch und dem Feuerwehr-Zauberer Stefan Ehricht aus Berlin. Das Schlusswort sprach Wieslochs Stadtbrandmeister Peter Hecker.

Ehrungen: Für 15 Jahre aktiven Dienst in der Feuerwehr wurden Sebastian Hodapp (Löschmeister) und Michael San Jose (Oberlöschmeister) geehrt, für 20 Jahre Michael Schumacher (Löschmeister). Das Feuerwehrehrenzeichen Baden-Württemberg in Gold überreichte Innenminister Reinhold Gall an Heiko Ackel (Oberbrandmeister). Bürgermeisterin Ursula Hänsch wurde von Kurt Spiegel vom Kreisfeuerwehrverband mit der Ehrenmedaille des Kreisfeuerwehrverbandes, Ludwig Sauer (Hauptbrandmeister) mit dem Ehrenkreuz der Deutschen Feuerwehr in Silber und  Feuerwehr-kommandant Jürgen Bodri (Hauptbrandmeister) mit dem Ehrenkreuz in Bronze ausgezeichnet. Landesbrandmeister Herrmann Schröder übergab Rainer Kircher die Ehrenmedaille des Landes-feuerwehrverbandes in Gold für 60 Jahre aktive Tätigkeit.

Weitere Informationen der Feuerwehr:
Nach dem Absolvieren der erforderlichen Lehrgänge und Ableisten der Mindestdienstzeit wurden verschiedene Feuerwehrangehörige befördert.
In den Dienstgrad Feuerwehrmann wurden Daniel Ahmeti, Nils Förderer, Jochen Ulmer, Niclas Waibel, Jonas Mittenzwei und Jakob Roth befördert. Den Rang des Oberfeuerwehrmanns trägt absofort Daniel Wegel. Gerhard Kirschenlohr wurde zum Hauptfeuerwehrmann ernannt. Beförderungen zum Lösch- bzw. Oberlöschmeister empfingen Michael Roth und Gerald Monse. Eike Ottmann erhielt eine Beförderung zum Brandmeister.

Die Feuerwehr gratuliert herzlichen allen geehrten und beförderten Angehörigen sowie ihren Partnerinnen und Partnern.

 

Geschrieben von Anton Ottmann (Rhein-Neckar-Zeitung)