Großübung verlangte Einsatzkräften alles ab

Abteilungsfeuerwehr Wiesloch und Kräfte von DRK und MHD trainierten Vorgehen bei einem Großbrand mit zahlreichen Verletzten

Kürzlich führte die Abteilungsfeuerwehr Wiesloch ihre Jahreshauptübung durch, die die Ausbildungspause während der Sommerferienzeit einläutete. Der besondere Umstand diesmal: Außer einer kleinen Gruppe, die die Übungsausrichtung übernommen hatte, kannte kein Mitglied der Wieslocher Wehr den Übungsinhalt und den Ort. Der Hintergrund dazu ist einfach zu erklären. Bei einer derart real gestalteten Einsatzübung dienen die ungefilterten Eindrücke über das taktische Vorgehen, die Entscheidungsfindung und die Nutzung der Schnittstellen zu anderen Hilfsorganisationen als wertvolle Grundlage für die weitere Ausbildung der Hilfskräfte. So kamen die Frauen und Männer der Abteilung Wiesloch zusammen und wurden – fast wie im Ernstfall – vom Einsatzstichwort überrascht. „Gebäudebrand nach Explosion, PZN Wiesloch, Station 25“,  lautete die Alarmmeldung. Entsprechend der Meldung machten sich die Kräfte auf. Über die Südliche Zufahrt und die weiterführende Kastanienallee ging es zum Krankenhausgelände im Norden der Weinstadt.

Was nach der Ankunft folgte, gestaltete sich für die Ehrenamtlichen äußerst realistisch: Den ersten Feuerwehrkräften stand ein in Flammen stehender Kleinbagger im Weg. Rundherum lagen zehn zum Teil schwerstverletzte Personen, die laut auf sich aufmerksam machten. Teilweise wurden die Verletzten durch geschminkte Mimen dargestellt, daneben kamen spezielle Trainingspuppen zum Einsatz. Wie vor Ort zu erfahren war, sollte es sich um eine Gasexplosion in Folge von Baggerarbeiten handeln.

Rasch leitete die Besatzung des ersten Löschgruppenfahrzeugs einen Löschangriff im Außenbereich ein und versorgte, soweit es möglich war, die zahlreichen verletzten Personen. Eine Erkundung um das Gebäude brachte eine ausgedehnte, wenig übersichtliche Einsatzstelle als Ergebnis hervor. Vermisste Personen in unklarer Anzahl sollten sich beispielsweise noch in einem hinter der Brandstelle liegenden und in Bauarbeiten befindlichem Gebäude befinden. Hinter den Fenstern waren die Menschen in ihrer „Zwanslage“ deutlich zu erkennen. Von der Einsatzleitung erfolgte auf Basis der ersten Erkenntnisse eine sogenannte Stichworterhöhung auf „Brand 4“. Dabei handelt es sich im Ernstfall um einen Gesamtalarm für alle vier Abteilungsfeuerwehren der Feuerwehr Wiesloch, einen Fachberater des THW Wiesloch-Walldorf sowie ein zusätzliches Hubrettungsfahrzeug, welches die Feuerwehr Walldorf zubringt. Für die Versorgung der vielen Verletzten wurde zudem eine große Anzahl an Rettungsmitteln des hauptamtlichen Rettungsdienstes, inklusive leitendem Notarzt und organisatorischem Leiter Rettungsdienst  alarmiert.

Als nach wenigen Minuten ein zweites Löschgruppenfahrzeug der Abteilung Baiertal und erste Kräfte des Rettungsdienstes eintrafen, konnten weitere Aufgaben delegiert werden. Dazu zählten die Brandbekämpfung im Keller des Gebäudes und eine großangelegte Patientensichtung und anschließende Versorgung außerhalb des Gebäudes. In enger Abstimmung innerhalb der Führungsstruktur der Feuerwehr, sowie zwischen Feuerwehr und Rettungsdienst wurden die weiteren Maßnahmen koordiniert. Die Drehleiter ging vor dem Gebäude in Stellung, ein Sprungpolster wurde positioniert und eine umfangreiche Menschenrettung, sowie Brandbekämpfung liefen an. Darüber hinaus ging die zentrale Feuerwehr-Einsatzleitung in Betrieb, die den Einsatz dokumentierte und die Nachforderungen koordinierte.

Während die Feuerwehr den Brand löschte und weitere Personen aus dem Gebäude rettete, wurde auf der anderen Straßenseite eine Patientenablage aufgebaut und die Patienten durch den leitenden Notarzt und den organisatorischen Leiter Rettungsdienst gesichtet. Je nach Sichtungskategorie und damit Priorität, erfolgte die Versorgung durch den hauptamtlichen Rettungsdienst mit mehreren Rettungswagen-Besatzungen des DRK und MHD Heidelberg, als auch durch Notärzte des Universitätsklinikums Heidelberg und der GRN-Klinik Sinsheim. Auf Grund der vielen Verletzten  wurde durch die Leitstelle das Einsatzstichwort vorsorglich auf MANV 2 (Massenanfall von Verletzten) erhöht und ebenfalls die Schnelleinsatzgruppe der 1. Einsatzeinheit Rhein-Neckar alarmiert. Diese wird durch die ehrenamtlichen Helferinnen und Helfer der DRK-Ortsvereine Wiesloch und Leimen gestellt. Unterstützt wurden die Einsatzkräfte durch Helfer des MHD Wiesloch und des DRK Rauenberg. Trotz der extrem herausfordernden Lage, waren nach nur 40 Minuten bereits alle kritischen Patienten auf dem Weg ins Krankenhaus und alle weiteren Patienten gesichtet und erstversorgt.

Durch eine gute Kommunikation zwischen den einzelnen Hilfsdiensten wurde regelmäßig die Anzahl der Verletzten verifiziert und mitgeteilt, wie weit die Maßnahmen innerhalb des Gebäudes voranschritten und welche Schritte als nächstes eingeleitet werden mussten. Dazu zählte neben der Brandbekämpfung und Rettung die systematische Absuche aller Gebäudeteile.

Nachdem die letzten „Vermissten“ aus dem Gebäude gerettet und übergeben waren, ging der Übungseinsatz allmählich seinem Ende entgegen. Die Meldung wonach alle Stockwerke doppelt kontrolliert und dadurch mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit keine Personen mehr zu erwarten waren, beendete man die Maßnahmen. Erleichterung machte sich breit, hatte die Darstellung der Verletzten und des Szenarios nämlich ein Ziel besonders erreicht – man hatte die Übungsteilnehmer und -teilnehmerinnen psychisch fast in einen Realeinsatz versetzt.

Als alle Gerätschaften abgebaut waren, folgte die Verlagerung in das Wieslocher Feuerwehrhaus. Dort moderierten Dr. Felix Schmitt (DRK Wiesloch) und Georg Hirsch (Feuerwehr Wiesloch) die Manöverkritik. Den Dank seitens der Stadt sprach Bürgermeister Ludwig Sauer aus. Er konnte sich vor Ort ein Bild von der Übung machen und war „von der Schlagkraft und der Zusammenarbeit der verschiedenen Hilfsorganisationen sehr beeindruckt“. Ein herzliches Dankeschön der Abteilungsführung und aller Beteiligten gilt den Übungsausrichtern, federführend Georg Hirsch, Dr. Felix Schmitt und Manuel Hecker. Außerdem allen weiteren Helfern und Helferinnen sowie dem PZN Wiesloch, der dortigen Werkfeuerwehr und der Firma Skillqube.

Geschrieben von Marco Friz

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